„Bähhhh, Zucchini!“, schreit die Zweijährige und schiebt den Teller weit von sich weg. Ihr gleichaltriger Tischnachbar macht es ihr direkt nach. Letzte Woche waren es die Tomaten, morgen ist es vielleicht das Kürbisgemüse, das auf dem Speiseplan steht: Alles wird erst einmal abgelehnt. Was tun? Da ist erst einmal guter Rat teuer, auch bei erfahrenen Erziehern und Betreuern. Denn schließlich sollen Kinder auch in der Krippe gesund und abwechslungsreich essen, und da gehört Gemüse unbedingt dazu.
Grundsätzlich gilt: Die ersten beiden Lebensjahre sind entscheidend, was die Entwicklung von Geschmackspräferenzen angeht. Umso wichtiger also, dass sie die Vielfalt der Lebensmittel kennen und schätzen lernen und damit der Grundstein für die gesamte spätere Ernährungsweise gelegt wird.
Gleichzeitig ist aber ausgerechnet zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr die so genannte Neophobie besonders ausgeprägt – die Aversion gegen Neues. Ein genetisches Überbleibsel aus Zeiten, in denen es überlebenswichtig war, sich an bekannte Lebensmittel und Geschmäcker zu halten, um sich beispielsweise nicht zu vergiften. Und gerade Gemüsesorten haben oftmals natureigene Bitterstoffe, die diese Aversion besonders verstärken.
Strategien und Tipps für den Kita-Alltag
Mit unseren Tipps gelingt es leicht, den Gemüseverzehr auch in der Krippen- und Kindergartengruppe zu gewährleisten und zu erhöhen. Damit es allen schmeckt und der Speiseplan auch in der Kita abwechslungsreich und ausgewogen ist und bleibt.
1. Gemüse zu jeder Mahlzeit reichen
Auch bei Kleinkindern gilt bereits: Das Auge isst mit. So hilft es bereits ungemein, einfach immer auch Gemüse mit zu den Mahlzeiten anzubieten und in Reichweite der Kinder zu platzieren. Besonders beliebt: Einzelne Gemüsesorten in verschiedenen Schüsseln verteilt aufstellen – die Kinder nehmen sich selbst von dem, auf was sie gerade Lust und Appetit haben. Das stärkt die Selbstwahrnehmung und das Gefühl: „Ich bin schon groß und kann selbst entscheiden.“
Geschnittenes Gemüse als Rohkost lässt sich prima vorbereiten. Schön ist auch die Kombi mit einem Lieblingslebensmittel – beispielsweise Käse und Gemüse als Zwischenmahlzeit. Vegetarische Aufstriche aus Gemüse – beispielsweise aus Tomate oder Aubergine – sind eine tolle Alternative zu Butter oder Margarine.
Wichtig ist auch, dass die Kita-Mitarbeiter als gutes Vorbild voran gehen und selbst reichlich beim Gemüse zugreifen. Verweigert ein Kind die Mahlzeit und lehnt bestimmte Lebensmittel ab, Stichwort Neophobie, sollte man diese einfach immer wieder anbieten – es kann gut sein, dass sie beim nächsten Man akzeptiert werden. (Weitere Infos zum Umgang mit kritischen Essern liefert unser Artikel zu diesem Thema mit vielen Tipps und Strategien, die sich auch im Kita-Alltag umsetzen lassen.)
2. Für Abwechslung bei besonderen Anlässen sorgen
Gerade bei Geburtstagen in der Kita gilt: Warum nicht einmal Gemüse als Snack statt Kuchen oder Muffins auf den Tisch stellen – beispielsweise ein witziges Gurken-Krokodil oder ganz einfach Obst- und Gemüsespieße. Klären Sie die Eltern diesbezüglich auf und ermuntern Sie diese, auch einmal an Alternativen zu denken.
3. Die Kinder an der Zubereitung teilhaben lassen
Den besten Zugang zum Essen und zu den Lebensmitteln, die dafür verarbeitet werden, bekommen Kinder beim direkten Kontakt damit. Das heißt: Wenn möglich, sollten sie auch in die Zubereitung einbezogen werden – bestimmte Hilfstätigkeiten können auch schon kleinere Kinder übernehmen. Auch in der Kita-Küche gibt es Möglichkeiten, die Kleinen zumindest ab und zu einmal einzubinden.
Ausflüge beispielsweise zum nahe gelegenen Wochenmarkt stärken ebenfalls das Gefühl für die Wertigkeit des Essens und die vielen verschiedenen Lebensmittel, die es gibt. Auch das Thema „saisonal und regional“ spielt hier eine Rolle: Warum gibt es im Herbst die frischen knackigen Äpfel? Welche Gemüsesorten sind im Frühling aktuell?
Glücklich schätzen können sich Kitas, die über ausreichend Platz für einen eigenen Gemüsegarten verfügen. Und auch wenn dieser nicht vorhanden ist: Vielleicht gibt es in der Nähe Urban-Gardening-Projekte, bei denen die Kita eine eigene Parzelle mieten kann? Ein Besuch dort kann in die Ausflüge einbezogen werden – so bekommen auch Kinder in städtischer Umgebung einen Zugang zum Thema Garten und Gemüse.
4. Lebensmittel richtig lagern
Auch für die Lagerung kann man sich etwas Spannendes ausdenken. Wie wäre es beispielsweise mit einer Obst-und-Gemüse-Wand, in der sich Früchte und Gemüse plakativ und luftig aufbewahren lassen? So bekommen die Kinder einen direkten Bezug dazu, was gerade Saison hat und was demnächst auf den Tisch kommen wird.
https://www.instagram.com/p/BX0JXFdBBeG/?igshid=1qa36fw7nd75g
5. Gemüse ins Essen „schummeln“
Bei vielen Gerichten lassen sich Gemüse-Komponenten ganz einfach integrieren, ohne dass sie als „zu gemüsig“ wahrgenommen werden: Wie wäre es mit einem Veggie-Burger, einer mit roten Linsen aufgepeppten Tomatensauce, Kartoffel- oder Spinatwaffeln, Zucchini- oder Karottennudeln mit Lieblingssauce oder einem Pizzaboden aus Blumenkohl? Auch mit Obst lässt sich Gemüse prima kombinieren, zum Beispiel als Salat aus Äpfeln, Karotten und Kohlrabi. Auch Rote Beete passen wunderbar zu Birnen oder Äpfeln.
6. Die richtigen Sorten wählen
Generell gut angenommen werden Gemüsesorten, die eine bestimmte eigene Süße haben. Denn im Gegensatz zu bitter ist süß die präferierte Geschmacksrichtung von Babys und Kleinkindern – auch das ist genetisch bedingt. Daher zählen Brokkoli, Karotten, Kürbis, Süßkartoffel, gekochte Rote Beete oder rote Paprika zu den Top-Gemüsesorten vieler Kinder.
Lies hier mehr über die Geschmacksentwicklung von Kleinkindern!