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Unsere Kolumnistin lebt im Süden Deutschlands und hat drei Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren. Aus aktuellem Anlass hat sie sich (mal wieder) mit dem Thema vegane Ernährung von Kindern auseinander gesetzt. Und fragt sich gerade, wie sie ihren Kindern klarmacht, dass Nussmus-Schnitten das neue Wurstbrot sind.
Von Wurstbroten, Frikadellen und Nürnbergern
Gerade lief der Veganuary, eine Kampagne, die auf die Vorzüge veganer Ernährung aufmerksam machen möchte. Der Mann meinte: Lass uns das mal ausprobieren und ab und zu mal rein vegane Tage einlegen. An sich ist das eine gute Idee, denn nur durchs Ausprobieren lernt man Neues kennen und verändert seine eingespielten Rituale.
Zu den Ritualen unserer Kinder gehört beispielsweise, dass sie unglaublich gerne Wurstbrot zum Frühstück essen. Gleiches gilt fürs Abendessen. Auch kleine Fleischpflanzerl (aka Frikadellen, Buletten oder Fleischküchle) oder Nürnberger Würstchen gehören zu ihren Vorlieben. Nun kaufen wir schon seit sehr langer Zeit alles nur Bio vom Metzger unseres Vertrauens, dennoch muss man sagen: Da ist definitiv noch Luft nach oben, was die Reduktion tierischer Lebensmittel angeht.
Also schaue ich mir an, wo man überall die Wurst, das Fleisch und, ja, auch die Butter, die Milch, den Joghurt und den Käse reduzieren kann. Als erstes muss das geliebte Wurstbrot dran glauben. Ich belege es nun mit Mandelmus und einigen Scheiben Banane. Dass meine Kinder schon die selbstgemachte Schokocreme wegen der Banane darin verwehrt haben, ignoriere ich standhaft.
Vegane Experimente aus der Familienküche
Natürlich kommt es wie es kommen muss: „Iiihhhhh Banane!“ kreischt die Achtjährige. Und der Sechsjährige fummelt mit wenig begeistertem Blick am Mandelmus-Belag herum. Nummer 3 macht sowieso immer alles, was die anderen vormachen. In dem Fall heißt das: Die vegane Stulle ignorieren und ein Wurstbrot fordern.
Versuch Nummer 2: Zum Mittagessen gibt es Falafel mit Erbsen-Avocado-Pesto. Falafel mögen alle gern, das ist schon mal gut. Avocado auch, zumindest die Jungs lieben sie. Ich will mal versuchen, denen das Ganze als grünes Ketchup zu verkaufen. Was vermutlich etwas zu ambitioniert gedacht war. Zumindest ernte ich verständnislose Blicke. Das Pesto lassen sie allesamt stehen, das esse ich alleine. Zumindest die Falafel schmecken der g’schleckerten Meute. Und wenigstens verlangen sie kein „richtiges“ Ketchup dazu.
Fleischersatz? Läuft bei den Kindern …
Zum Abendessen gibt es dann Burger mit einem Fleischersatz-Produkt. Ja, ich weiß, besser wäre es, die (veganen) Patties selbst zu machen. Aber man muss ja so ehrlich sein und sich vor Augen halten, dass man neben dem neuen Job als vegane Köchin auch noch einer regulären Arbeit nachgeht (und wenn diese auch darin besteht, über den neuen Vegan-Job zu schreiben, so ist es doch Arbeit und so ein Text schreibt sich nicht von allein), einen Haushalt zu schmeißen hat (neben dem Kochen, was ja streng genommen auch Haushalt ist). Und, ach ja, eine kleine Pandemie ist ja auch gerade noch mit Homeschooling, Homeoffice und so.
Und was soll ich sagen: Die Dinger werden mir aus der Hand gerissen. Als dann alles verputzt ist, kläre ich auf, dass das alles pflanzlich war. „Was? Da war gar kein Fleisch drin?“ Drei ungläubige Augenpaare starren mich an. Ich gehe in Gedanken schon die Gerichte für die nächsten Tage durch. Das mit dem Fleischersatz soll nicht zum Standard werden, aber ein kleiner Anstupser war es allemal.
Man muss seine Ernährung schon mal hinterfragen
Denn nicht nur im Januar ist ein guter Zeitpunkt, sich immer wieder mit seiner Ernährung auseinander zu setzen. Sondern eigentlich immer. Warum esse ich das? Nur aus Gewohnheit? Und welche Alternativen gibt es? Bei uns wird es nach wie vor Wurstbrote geben. Auch das geliebte Hühnchen in Kokossoße. Oder einen Braten am Sonntag. Aber eben nicht jeden Tag.
Und irgendwann, da glaube ich fest daran, werde ich meinen Kindern ein Brot mit Nussmus hinstellen und sie werden wie selbstverständlich danach greifen. Vielleicht lasse ich ja einfach die Bananen weg.