Vor Kurzem wurde mir etwas bewusst: Ich bin eine Reste-Esserin. Was ich damit meine: Ich bin diejenige, die all das auf den Teller bekommt, was andere (meine Kinder) liegen lassen. Denn wegwerfen ist schließlich keine Option. Also esse ich Marmeladen-Brote zum Frühstück, obwohl ich gar keine Marmelade mag, kalt gewordene Nudeln zum Mittag und am Abend die abgeknabberten Brotreste, weil Rinde ja „igitt“ ist.
Manchmal fühle ich mich dabei wie das Gegenteil einer Vogelmutter, die ihren Jungen immer das vorgekaute Essen mitbringt – ich bekomme stattdessen das vorgekaute Essen meiner Kinder serviert. Durchweichte Brezn-Stücke beispielsweise, das war schon im Babyalter so. Damals entdeckte ich auch, wie unterschiedlich Babybrei schmecken kann – und welche Sorten auch mir schmeckten. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich anpassen kann.
Ständiges Reste-Essen landet auf der Hüfte
Ich muss dann auch immer aufpassen, dass ich nicht den ganzen Tag am Futtern bin – hier ein Brot, da ein Keks, dort der Rest vom Abendessen-Teller – schließlich habe ich ja auch noch mein „eigenes“ Essen und auch die Figur dankt es, wenn man sich nicht ständig gedankenlos Dinge in den Mund steckt, nur weil sie halt mal übrig sind. Abgesehen davon, dass ich keine Lust habe, ständig nur der Resteverwerter zu sein.
Was macht man da also? Ich habe mir angewöhnt, alles was übrig bleibt, nicht einfach gedankenlos selbst zu konsumieren. Sondern wäge erstmal ab: Kann das aufbewahrt werden, vielleicht für den nächsten Tag? Ein guter Vorrat an Haushalt-Dosen und ähnlichen Gefäßen macht die Sache einfacher. Und vor allem gucke ich darauf, die Teller nicht zu voll zu laden.
Alles auf den Tisch, jeder greift zu
Bewährt hat sich in unserer Familie das Konzept: Alles kommt auf den Tisch und jeder bedient sich von dem, was er mag. Zum Abendessen gibt es beispielsweise oft Brotzeit, da kommt dann ein großer Teller mit Rohkost auf den Tisch, von dem sich jeder bedienen kann. Was übrig bleibt, wird gut verpackt und kann dann am nächsten Tag auch noch genossen werden. Ähnlich klappt es morgens beim Frühstück mit einem Obst-Teller. Es gibt ganz tolle Inspirationen wie man die Teller für Kinder kreativ gestalten kann – nur bei aller Kreativität sollte man immer die Mengen im Blick behalten. Denn wenn dann die Hälfte übrig bleibt, ist einem auch nicht geholfen.
Bei den warmen Mahlzeiten verfahre ich ähnlich – oftmals gibt es eine Erwachsenen-und eine Kinder-Variante, wobei den Kindern immer auch frei steht, beispielsweise auch mal die Portion mit Sauce (sonst eher verpönt bei uns) zu probieren. Ganz einfach, weil sie ebenfalls auf dem Tisch steht. Und selbst wenn als erste Reaktion erst mal ein „Igitt, das essen ich nicht“ kommt – es ist wichtig, die Kinder in Kontakt mit den Speisen zu bringen und ihnen zu zeigen, wie vielfältig die Küche sein kann. Irgendwann werden sie zugreifen. Hoffe ich. Dann esse ich auch wieder nur das, was ICH mag.
Reste-Essen leicht gemacht: Die besten Tipps vom Ernährungsexperten
- Reste kann man durchaus auch mal auf dem Teller lassen, sie überdauern auch bei Zimmertemperatur. Leicht verderbliche Lebensmitteln wie Milchspeisen, Fleisch oder Wurst kann man ebenso wie angebissene Brote kühl stellen. Die Reste kann man beispielsweise zum Abendessen wieder servieren oder aufwärmen
- Wichtig: Kinder sollen lernen, dass Reste selbst „verwertet“ werden uns nicht in den Müll kommen. Das trainiert die Wahrnehmung von und den Respekt für das tägliche Essen.
- Man kann eine sogenannte „Reste-Dose“ einführen, die beispielsweise mit lustigen Motiven bedruckt ist oder die Lieblingsfarbe des Kindes hat. Darin kann es seine Reste selbst aufbewahren, in Kühlschrank stellen und lernt auf diese Weise selbstbestimmt mit Essen umzugehen.
- Generell sollte man gesunde und vollwertige Snacks und Mahlzeiten wählen, dann wandert das „Reste-Essen“ auch weniger auf die Hüfte
- Dass Eltern Reste der Kinder aufessen ist im Grunde normal, da sollte man sich keine Gedanken machen. Besser ist es aber, diesen Teil schon der eigenen Portion zuzuschlagen – das verhindert, dass man dann selbst zu viel isst. Und mit der Zeit kann man schon ganz gut einschätzen, wie viel auf dem Kinderteller übrig bleibt.