Neulich beim Bäcker. Die Bäckersfrau lächelt verschwörerisch und drückt mir drei Kekse in die Hand. Einen für den Sohnemann, einen für die Tochter, einen für mich. Die Kinder grinsen schon, denn sie wissen genau, dass es diese Kekse geben wird. Weil es bei diesem Bäcker immer Kekse gibt. Deswegen heißt dieser Bäcker bei uns auch nur noch „der Keksbäcker“, nicht zu verwechseln mit dem „Gummibärchen-Bäcker“, den es auch noch gibt. Und bei dem, der Name sagt es bereits, immer kleine Tütchen mit Gummibären oder sonstige Ess-Gummi-Tiere, -Schlangen oder -Schnuller verteilt werden.
Für die Läden ist es eine Art von Kundenbindung, ich verstehe das ja. Die Kinder rufen schon morgens: „Mama, ich will heute zum Keksbäcker!“ Für mich als Mutter bedeutet es Stress. Denn kaum nehme ich die Kinder mal zur Einkaufstour mit, haben wir den Salat. Den Süßigkeiten-Salat nämlich. Der Keks- und der Gummibärchen-Bäcker sind nämlich nicht die Einzigen, die sich der jungen Kundschaft mit zuckriger Freude widmen.
Viel zu viel Süßes auf einem Haufen
Im Getränkemarkt gibt es dann nämlich noch einen Lutscher, im Schreibwarenladen ein Kaubonbon und beim Blumengeschäft ein Schoko-Täfelchen. Plus den bezahlten Kram, den ich kaufe, weil ich mich wieder von den Kindern hab überreden hab lassen zu Croissants, Krapfen, Schoko-Muffin und Limo. Macht, summa summarum, viel zu viel Süßes auf einem Haufen.
Und vor allem ist es Süßes, über das ich keine Kontrolle habe. Diese ekligen Lutscher, die nach Farbstoff schmecken? Würde ich nie kaufen. Aber was mache ich, wenn sie lächelnd über die Theke gereicht werden, mit den Worten „Dürfen die Kinder einen Lutscher haben?“ Das sind dann sie Situationen, in denen man als Eltern nicht mehr so recht weiter weiß. Der Mann vom Getränkeladen ist immer so nett, den mag man ja nicht vor der Kopf stoßen. Abgesehen davon, dass es sowieso zu spät ist, noch einzugreifen. Die Frage nach dem Dürfen ist ja eher rhetorischer Art, denn wenn ich „Nein“ sage, riskiere ich einen Riesenaufstand und Zeter und Mordio bis in den Abend hinein. Meiner Kinder, wohlgemerkt. Nicht des Getränkehändlers.
Ein selbst gemachtes Problem?
Ich bin ja schon froh, wenn wir auf dem Wochenmarkt am Gemüsestand eine Karotte für die Kinder angeboten bekommen. Die nehme ich gerne an, weiß aber genau, dass das Süßigkeiten-Problem komplett selbst gemacht ist.
Wehret den Anfängen könnte man sagen, aber ist das eine Lösung? Die Kinder überhaupt nicht mehr zum Einkaufen mitzunehmen auf jeden Fall nicht. Denn ganz im Gegenteil, sie sollen ja lernen, welche Lebensmittel es wo zu kaufen gibt (einen interessanten Beitrag zu dem Thema und ihren Erfahrungen in Spanien gibt es im Interview mit unserem Ernährungscoach Amrei Korte).
Im Gespräch mit Ernährungsprofi Nicolas Ting haben wir ein paar Strategien ausgetüftelt, die bei dem Problem helfen können. Ob das klappt, sehen wir, wenn uns die Bäckerin das nächste Mal wieder Kekse zusteckt.
8 Lösungen, wie du auf Süßigkeiten-Geschenke reagieren kannst
- Du nimmst das Angebot an. Damit hat dein Kind dann aber auch seine tägliche Portion Süßigkeit (= eine Kinderhand voll) und gut ist.
- Du kannst auch eigene Süßigkeiten mitnehmen, um dadurch mehr Kontrolle zu haben. Das löst aber dann nicht das Problem, dass man den Händler unter Umständen nicht vor den Kopf stoßen möchte.
- Ein Nein ist absolut in Ordnung. Wer fragt, muss davon ausgehen, auch eine negative Antwort zu erhalten. Man kann einfach erwähnen, dass das Kind schon viel bekommen hat und es für heute genug ist.
- Du kannst mit deinem Kind vorab ausmachen, dass ihr das Süßigkeiten-Geschenk für den nächsten Tag aufbewahrt. Dann ist die Vorfreude groß und der Deal läuft. Der Süßkram kommt in eine schöne Dose und das Kind darf an der Entscheidung partizipieren, wann es sich seine Süßigkeit nehmen möchte.
- Grundsätzlich nicht mit einem hungrigen Kind auf Einkaufstour gehen.
- Mit dem Kind die „Eine-Süßigkeit-am-Tag-Regel“ besprechen und immer wieder wiederholen. Das klappt mit Einjährigen noch nicht so gut, aber im Laufe des 3. Lebensjahres werden solche Regeln verständlicher, dann kann man das durchaus mal einsetzen.
- Alternative Belohnungen anbieten: Nach der Einkaufsrunde könnt ihr gemeinsam ein (kurzes) Video ansehen oder ein Spiel spielen. Die Alternative sollte idealerweise nichts mit Essen zu tun haben.
- Die Kinder entscheiden lassen: Sollen es heute die Gummibärchen sein oder doch der Lutscher? Beides geht nicht.
Wichtig bei allen Regeln und Vereinbarungen ist, sich auch konsequent daran zu halten. Und wer tatsächlich einige Male die nett gemeinten Angebote ablehnt, wird merken, dass die Kinder sich auch schnell wieder daran gewöhnen können, dass es eben auch mal nichts gibt.