„Glutenfrei“ prangt mittlerweile auf vielen Lebensmitteln. Irgendwie hört sich das gut und gesund an. Dabei ist das, was dahinter steckt, mehr als nur ein reiner Food-Trend. Notwendig ist glutenfreie Ernährung nur bei einer Krankheit, der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), die einem das Leben sehr schwer machen kann. Und auch Kinder und Kleinkinder können bereits darunter leiden. Wir haben euch hier einige wichtige Fakten zum Thema Zöliakie und Glutenunverträglichkeit zusammengefasst.
Erfahrt in diesem Text, was hinter einer Zöliakie steckt, wie sie sich äußert und was Betroffene beachten müssen.
Zöliakie: Auch bei Kleinkindern ein Thema
Zöliakie, auch als Glutenunverträglichkeit bekannt, ist eine entzündliche Erkrankung des Dünndarms, ausgelöst durch den Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln. Zu diesen zählen unter anderem Getreide wie Weizen, Dinkel Hafer, Roggen oder daraus hergestellte Produkte. Dabei spielen erbliche Faktoren ebenso wie das Immunsystem eine Rolle. Neben der Ernährung scheinen auch Umweltfaktoren und Infektionen die Krankheit zu beeinflussen. Die komplexen Zusammenhänge sind aber bisher noch nicht vollständig geklärt.
Etwa 0,5 Prozent der Kleinkinder im Alter von einem und zwei Jahren leiden unter Zöliakie. In den meisten Fällen, bei denen bereits Kinder betroffen sind, bricht sie aber erst zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr aus. Insgesamt leben in Deutschland 0,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit der Diagnose Zöliakie. (Quelle: KIGGS-Studie zur Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen (https://www.kiggs-studie.de/deutsch/home.html)
Wie äußert sich eine Zöliakie?
Die Krankheitssymptome ähneln einer starken Durchfallerkrankung und kehren immer wieder, vor allem einige Stunden nach dem Verzehr von glutenhaltigen Produkten. Auch starke Bauchschmerzen, Müdigkeit und Nährstoffmängel können auf die Krankheit hinweisen. Um die Krankheit sicher zu diagnostizieren, braucht es zudem den Nachweis von zöliakiespezifischen Antikörpern.
Welche Ernährungs bei Zöliakie?
Betroffene müssen eine strikt glutenfreie Kost einhalten – das bedeutet beispielsweise den Verzicht auf viele Brotsorten, Nudeln oder Backwaren. Wichtig zu wissen: Auch andere Lebensmittel außer Getreide können Gluten enthalten. In eingelegtem Fleisch, gewürzten beziehungsweise verarbeiteten Wurstwaren oder Aufstrichen können Gewürzmischungen oder Bindemittel dafür verantwortlich sein. Es ist daher sehr wichtig, die Zutatenlisten von Lebensmitteln zu beachten. Glutenhaltige Zutaten müssen dort angebgeben werden.
Wie kann ich die Krankheit Zöliakie in den Alltag integrieren?
Wer unter einer Zöliakie leidet, muss seinen Alltag zwangläufig an die Krankheit anpassen. Durch die Kennzeichnungspflicht von allergieauslösenden Zutaten und die wachsende Zahl speziell als „glutenfrei“ ausgezeichneter Lebensmittel wird das einfacher gemacht. Nichtsdestotrotz ist es eine große Herausforderung, die eine besonders intensive Beschäftigung mit Nahrung und Ernährung unumgänglich macht.
Für viele Patienten ist es einfacher, selbst zu kochen und zu backen, um die Kontrolle über die Zutaten zu behalten. Doch das muss nicht bedeuten, dass man nie mehr auswärts essen kann. Ganz im Gegenteil – selbst Kinder können sehr wohl lernen, das Risiko einzuschätzen, das an anderer Stelle zubereitetes Essen für sie bedeutet.
Wichtig ist, sie schon früh mit der Thematik vertraut zu machen und die Krankheit offen und ehrlich zu besprechen. Kinder gehen damit meist entspannter um als Erwachsene und lernen schnell, was gut für sie ist, und was eben nicht.
Kann durch bestimmte Babykost einer Zöliakie vorbeugen?
Eine besondere, wenig glutenhaltige oder sogar glutenfreie Ernährung von Babys bei der Beikosteinführung sowie von Kleinkindern ab dem 1. Geburtstag ist keinesfalls ratsam, sondern eher kontraproduktiv. Sie verbessert oder verhindert den Ausbruch der Krankheit nicht. Vielmehr sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind ausgewogen ernährt wird – und das bedeutet abwechslungsreich und bunt – mit viel Gemüse, Obst und auch Getreideprodukten. So können auch schon zur Beikosteinführung kleine Mengen an glutenhaltigem Getreide gegeben werden, beispielsweise im Milch-Getreide-Brei.
Zöliakie ist eine Krankheit und kein Trend
Zöliakie bzw. Glutenunverträglichkeit ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die in die Hände eines Arztes oder einer Ärztin gehören. Dessen sollten sich Eltern stets bewusst sein und bei Auffälligkeiten nicht einfach eigenständig bestimmte Lebensmittel vom Speiseplan streichen.
„Kinder benötigen eine ausgewogene Ernährung und dazu gehören unbedingt auch Getreideprodukte“, betont Ernährungswissenschaftler Nicolas Ting, langjähriger Experte bei der Aktion Kleinkind-Ernährung. „Lässt man sie einfach weg, kann das zu einer Mangelernährung führen.“
Eltern, die eine Unverträglichkeit bei ihrem Kind vermuten, rät er, sich an den Kinderarzt bzw. die Kinderärztin zu wenden. Denn diese seien die einzig richtigen Ansprechpartner für diesen Fall. Wichtig sei, meint Ting, dass sich Eltern, gerade bei sensiblen Themen wie Zöliakie und auch anderen Unverträglichkeiten und Allergien, nicht unnötig verrückt machen. „Nicht jedes Bauchgrummeln ist gleich eine Allergie. Selbsttherapie ohne Rücksprache mit dem Arzt ist auf jeden Fall nicht angebracht.“
Infos & Quellen
Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V. DZG
https://www.aerzteblatt.de/archiv/171573/Zoeliakiepraevalenz-bei-Kindern-und-Jugendlichen-in-Deutschland
https://www.aerzteblatt.de/archiv/150736/Diagnostik-und-Therapie-der-Zoeliakie
https://www.dzg-online.de/was-ist-zoeliakie
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Header-Bild: Debbie Widjaja auf Unsplash